Die Grundvoraussetzung dafür, dass man ein gesetztes Ziel erreicht, ist ein gutes Fundament auf dem das gesamte Vorhaben aufgebaut wird. Das Ziel ist eindeutig definiert und heißt Erfolg. Doch der Erfolg kommt, wie man weiß nicht von allein. Daher sollten unbedingt die notwendigen Nebenfaktoren, ohne die es keinen Erfolg geben kann, erkannt und gefördert werden. Meiner Meinung nach sind es drei Grundsäulen, die als Fundament des Erfolges sehr wichtig sind. Es sind drei Faktoren, auf denen das gemeinsame Ziel, der Erfolg, aufgebaut wird.
Zwischen diesen drei Bereichen, sprich Säulen, herrscht eine ständige Beziehung, die nur gemeinsam zum optimalen Erfolg beitragen können. Eine Symbiose dieser drei Eckpfeiler kann den Weg zum Erfolg deutlich erleichtern und daher ist es von sehr großer Wichtigkeit ihre Funktionalität zu gewährleisten. Diese drei Säulen sind die Schule, die Familie und das dazugehörende Talent mit großem Willen und Eifer (siehe Abb.)
- Schule
Die Schule ist eigentlich ein Ort, den jeder von uns sehr gut kennt, da man doch etliche Jahre seines Lebens in irgendeiner Form dieser Lehranstalten verbracht hat. Vieles, das man dort erlebte, bleibt uns für immer in Erinnerung. Seien es Erfolge, Misserfolge, Freunde, Freundinnen, gute oder schlechte Lehrer, Ereignisse, Streiche, verbotene Aktionen, Geheimnisse und noch vieles mehr, das uns geprägt hat und das uns immer noch im Kopf herumschwirrt. Es sind Dinge, die man nie vergisst und daher sind sie auch ein wichtiger Teil unserer Entwicklung, auch wenn sie schon lange vorbei sind. Die Schule ist ein Ort, an dem man experimentiert, forscht, Sachen versucht, die sonst nicht möglich sind, man lernt fürs Leben. Dazu gehört natürlich auch das Übernehmen von Verantwortung, die sich im Schulerfolg durch gute Noten oder auch durch Misserfolg ausdrückt. Momente, die sich im Leben immer wieder wiederholen, sei es im Berufs- oder Privatleben, oder auch im Sport. Jeder muss es lernen Verantwortung zu übernehmen und ein Junge der Torhüter werden will, muss lernen mit dieser umgehen zu können. Kein anderer Fußballspieler trägt bei einem Fußballspiel eine größere Verantwortung, bei keinem anderen Spieler wirkt sich nur ein kleiner Fehler so gravierend aus, wie bei einem Torhüter. Der Schulerfolg ist manchmal wichtig, auch für ein friedliches und zufriedenes Familienleben mit den Eltern.
Nach wie vor gilt die Regel: Je besser du in der Schule bist, desto mehr Freiheiten hast du zu Hause.
Vielleicht kann das anhand eines Beispieles noch besser erklärt werden: Schulischer Misserfolg führt in den meisten Fällen zu Spannungen in der Familie. Ich bekomme von den Eltern immer wieder zu hören, dass der Bursche zuerst in der Schule gut sein muss und erst danach kann er wieder zum Training kommen. Ein Umstand, den ich bei meiner Torwartschule einbezogen habe und der anscheinend auch einen wesentlichen Faktor im friedlichen Miteinander in der Familie darstellt. Schulischer Misserfolg bewirkt in den meisten Fällen Unzufriedenheit und führt so unweigerlich zu Spannungen durch Zwänge, die dem Schüler in solchen Fällen meistens auferlegt werden. Nicht umsonst sind Nachhilfestunden bei den Eltern für ihre Sprösslinge gefragter denn je. Diese Spannung verbraucht sehr viel Energie. Energie, die beim benötigten Training nicht mehr vorhanden sein kann, weil der Kopf nicht frei genug ist. Schulerfolg beeinflusst das Familienleben auf eine bestimmte Art und dies wirkt sich auch auf den Trainingseifer und die Motivation des Jugendlichen aus. Ein Kopf voller Probleme wirkt sich im Training aus wie ein voller Magen. Durch die Arbeit mit den Kindern bekommt man beim Training bald ein Gespür für solche Situationen. Natürlich gilt das nicht für alle Kinder, aber bei den meisten merkt man beim Training einen vorausgehenden Misserfolg in der Schule an. Sie wirken unkonzentriert, lustlos, der Stein der sie belastet ist deutlich spürbar. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Burschen, denen man nichts anmerken kann und die dadurch sogar noch mehr Ehrgeiz und Willen entwickeln sind auch keine Seltenheit. Man könnte fast meinen, dass sie wenigstens beim Training Erfolg haben wollen, der ihnen in der Schule versagt geblieben ist. Hier scheint mir besonders wichtig zu sein, dass man mit den Kindern oder Jugendlichen ein gutes Verhältnis hat und dass man auch beim Training über die Erlebnisse in der Schule, aber auch in der Familie reden kann.
- Familie
Der wichtigste und einflussreichste Bereich der Bewusstseinsbildung jedes Kindes ist ohne Zweifel die Familie. Ein wichtiger Teil der Erziehung und der Charakterbildung findet hier statt und verschiedene Erfahrungen der Eltern werden dem Kind auf den Lebensweg mitgegeben. Eine harmonische Familie, in der sich der Jugendliche selbst verwirklichen kann, wo er seine eigenen Interessen nicht immer den Interessen anderer unterordnen muss, ist für einen ehrgeizigen Jugendlichen das Fundament, auf das er bauen kann. Eine wichtige Aufgabe hat die Familie auch im Bereich der Unterstützung der Hobbys des interessierten Jungtorhüters. Durch das Besuchen der Spiele oder sogar einzelner Trainingseinheiten, bekommt der Jugendliche die positive Rückmeldung der Eltern, die Bestätigung, dass die Mühe, die Freude und das Engagement des Jugendlichen beim Fußball akzeptiert und auch unterstützt wird. Diese Unterstützung wiederum kann bewirken, dass der Schüler auch in der Schule besser lernt, dass er auch zu Hause öfter bereit ist, bei gewissen Hausarbeiten der Eltern auch ohne Zwang mitzuhelfen. Es entsteht eine Art Wechselbeziehung, in der jede Aktion einen positiven Nebeneffekt hervorruft und so indirekt wieder eine positive Kettenreaktion auslösen kann.
Ungleichgewichte in der Familie, seien es Streitigkeiten, Verbote, Misshandlungen usw., wirken sich auch auf den Schulerfolg aus und auch auf die Trainingsbereitschaft. Daher ist es für mich auch sehr wichtig, dass bei der Auswahl der Torhüter auf diese Merkmale besonders geachtet werden sollte.
Natürlich soll dies nicht das einzig mögliche Modell sein, nach dem vorgegangen werden sollte. Da ja bekanntlich Ausnahmen die Regel sind, können auch Fälle eintreten, auf die man beim näheren Kennenlernen des Individuums besser eingehen kann.
- Talent sein ist zu wenig
Der Wille und der Trainingseifer des Jugendlichen selbst ist ein wesentlicher Faktor, der sich auch später im Spiel bei Extremsituationen immer wieder als eine hilfreiche Stütze erweist. Talente gibt es viele, aber nur sehr wenige von den hochgelobten Talenten sind auch wahre „Beißer“, die bereit sind, sich an ihre physischen und psychischen Grenzen heranzutasten. Viele dieser Talente scheitern, weil sie zu sehr auf ihr Können und nicht auf ihren Willen und Eifer fixiert sind. Nicht umsonst heißt es im Volksmund, dass ein Wille Berge versetzen kann, von einem Können das Berge versetzen kann habe ich allerdings noch nichts gehört. Daher ist es unbedingt notwendig, beim Training diesen Willen eines jeden Einzelnen zu formen und zu fordern. Die optimalen Resultate können nur erzielt werden, wenn beide Faktoren zu einer Einheit verschmelzen. Es gibt immer wieder Momente bei denen ein Teil den anderen ergänzen muss und das kann nur geschehen, wenn beide Teile, das Talent und der Wille beim Training gleichwertig behandelt werden. Faktum ist, das im heutigen Leistungssport Talent zu sein sicherlich zu wenig ist. Wie heißt es doch so schön: ohne Fleiß kein Preis. Wer nicht bereit ist zu rackern, der wird früher oder später nur noch bei Hobbyturnieren und Juxpartien sein Talent aufblitzen lasen können.
- Eltern als ein wesentlicher Faktor
Unabhängig vom Talent und Eifer des jungen Sportlers spielt die Unterstützung und die Akzeptanz der Eltern eine sehr große Rolle. Sie sind ein wesentlicher Faktor, ob aus der Freude am Spiel eine dauerhafte oder nur eine kurzfristige Angelegenheit wird. Im Volksschulalter ist es dem Jugendlichen kaum möglich, selbst eine erfolgreiche Entscheidung zu treffen, ohne den elterlichen Rat einzuholen und sich ihre Unterstützung zu sichern. In den meisten Fällen gibt es dabei auch keine Probleme und der Bub wird von den Eltern zum Training gefahren und auch wieder abgeholt. Einen Abholdienst gibt es bei den kleineren Vereinen am Land sehr selten und daher hängt die Trainingsbeteiligung der Kinder meistens von der Zeit und den Möglichkeiten der Eltern ab. Schon bald entwickelt sich dieser Chauffeurdienst jedoch zur Selbstverständlichkeit und einer geregelten Trainings- und Spielbeteiligung liegt nichts mehr im Wege. Durch ihre Mithilfe zeigen die Eltern, dass sie mit dem Tun ihres Sprösslings einverstanden sind und bei den Spielen genau so mitfiebern, wie der Akteur selbst. Die Akzeptanz und Unterstützung sind für die Freude und die Entwicklung des Kindes sehr wichtig. Es kann sich dadurch deutlich besser entfalten und lernt dadurch auch den Umgang mit den Regeln in der Gruppe. Das Kind lernt, dass es ein Teil einer Mannschaft ist und dass es durch seine Beteiligung an der Mannschaft möglich ist ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Es nimmt in der Gemeinschaft eine Position ein, die es zu einem gleichberechtigten Teil in der Mannschaft macht. Das Kind lernt gemeinsam zu siegen und zu verlieren. Die Eltern sollten sich jedoch bewusst sein, dass es sich dabei um ein Spiel handelt, bei dem das Kind Erfahrungen sammelt, die es für das spätere Leben auch brauchen kann. Auch sie sollten lernen mit dem Erfolg und Misserfolg des Kindes richtig umgehen zu können. Durch das Besuchen vieler Nachwuchspartien erlebt man immer wieder die wundersamsten Dinge und nicht immer sind die Kinder die Hauptakteure bei den Spielen. Manchmal kennt der Enthusiasmus einiger Eltern keine Grenzen mehr und entwickelt sich zu einem wahren Fanatismus, der in wüste Beschimpfungen am Schiedsrichter, aber auch an anderen Elternteilen, ausartet. Aber auch die eigenen Kinder bleiben vom falschen Ehrgeiz mancher Eltern nicht verschont. Sie werden angefeuert, kritisiert, bei nicht erfolgreichen Aktionen beschimpft und bei Torerfolgen bejubelt. Sie werden als Mittel zum Zweck für den eigenen Ehrgeiz mißbraucht. Nicht immer gilt der gezeigte Ehrgeiz der Eltern den Kindern und darin liegt ein großes Problemfeld im Nachwuchsfußball. Zwar handelt es sich hier klarerweise um einige Ausnahmefälle, aber sie wirken sich unweigerlich auf die ganze Mannschaft aus. Der psychische Druck, der durch solche Aktionen bei den Kindern anwächst, wird beim Spiel deutlich sichtbar. Sie werden egoistischer und fallen im Mannschaftsgefüge sofort auf. Aus der Freude am Spiel wird ein Zwang, ein Drang nach Selbstbestätigung. Die Angst vor Fehlern, vor dem Versagen und der darauf folgenden Schelte der Eltern, führen dazu, dass das Kind ein Einzelgänger wird, der mit allen Mitteln der Beste sein will. Er will und kann sich der Mannschaft nicht unterordnen, weil der Drang nach Erfolg und der Wunsch nach dem Lob der Eltern viel zu groß ist. Dieses psychische Ungleichgewicht zeigt sich auch beim Training immer wieder. Das Kind sucht immer Ausreden nach Fehlern, es weint häufig, wenn jemand besser ist als er, ganz besonders dann, wenn es vielleicht auch noch der jüngere Bruder ist. Das Kind spielt unfair, es tritt nach und bleibt weinend, mit Wutausbrüchen am Boden liegen, wenn es selbst nur einen leichte Schlag abbekommt. Um solche Zustände zu vermeiden, sollte der Trainer unbedingt ein Gespräch mit den Eltern suchen und sie auf die Entwicklung aufmerksam machen. Dadurch kann die Situation vielleicht entspannt werden und das Kind kann die Freude am Spiel in der Gruppe wiederentdecken.
- Weiteres Umfeld
Wenn aus Kindern Jugendliche werden und sie einigermaßen selbständig sind, damit meine ich, dass sie bereits alleine mit dem Fahrrad oder mit dem Moped zum Training kommen können, wirken meistens andere Faktoren auf sie ein. Ihr Körperbau verändert sich deutlich und ihre Wünsche und Ziele werden neu definiert. Sie werden größer und fangen an sich von der Welt der kleinen Kinder zu distanzieren. Sie werden introvertierter und gefühlsbetonter. Sie werden kritischer und versuchen auf ihre Art den Weg zur Selbständigkeit zu finden.
Mit etwa 13 Jahren setzt der Wachstumsschub ein, dadurch verändern sich die Hebelverhältnisse des Körpers. Die Motorik und die Koordination des Jugendlichen werden dadurch gestört. Beim Trainieren nimmt die Konzentration ab und die Lernfähigkeit wird durch Unsicherheit und eine eher introvertierte Haltung, die auch durch das Körperwachstum verursacht wird, leicht gestört. Durch konsequentes Arbeiten und durch nicht allzu komplizierte Übungen kann das jedoch ausgeglichen werden. In dieser Phase suchen sich viele eine andere Ausgleichssportart, oder sie hören generell auf. Ab 14 normalisieren sich die Körperproportionen wieder und der Körper wird nicht nur länger, sondern auch breiter. Gleichzeitig übernimmt der Jugendliche immer mehr Eigenverantwortung, was sich im Training auf das Lernen und auch auf die Fehleranalyse positiv auswirkt. Der Jugendliche will wieder voll gefordert werden und zeigt auch viel Einsatz und Eifer. Er hat deutliche Ziele und will sie unbedingt erreichen
Juli 2003